Goldene Hochzeit.

So war es einst: ein sonnenhelles Glück,
im Herzen junger Liebe süßes Beben,
die Wangen frisch, die Augen voller Glanz
und vor sich noch das ganze reiche Leben.

Bräutlich geschmückt mit blühnder Myrten Grün,
trat sie ihm wie ein holder Traum entgegen,
in seine Hände fortan ihr Geschick,
all ihre junge Seeligkeit zu legen;

all ihre Liebe - und die Zeit verrann -
manch Silberfädchen stahl sich leis, ganz leise
in blonder Haare lichtes Goldgelock,
und sanft verklang die frohe Jugendweise...

Wohl wärmt das Glück und schürt der Liebe Glut,
doch Leiden läutern - einst stählt sich am andern -
der Sommer schwand - längst zog der Herbst ins Land -
und doch, und doch - es war ein seelig wandern,

ein seelig Wandern bis zu diesem Tag,
treu miteinander fünfzig lange Jahre -
„Komm, Mütterchen -“ Sacht drück die Enkelin
die goldene Myrte in die weißen Haare

und ziert mit dem Symbol bewährter Treu’
Großvaters Brust - der lächelt traumumfangen -
ihm ist’s, als wär er wieder jung wie einst,
da er sie sah in ihrer Schönheit Prangen

an einem Frühlingstag zum Altar gehen -
Sein Auge schaut verloren in die Weiten:
„horch doch, mein Lieb“ - er lauscht verklärten Blicks -
„horch, Mütterchen - die Hochzeitsglocken läuten -“

Autor: Leon Vandersee

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