Vater werden ist nicht schwer

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt,
weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
dass er gar nicht abgeneigt;
nur er will mit seinen Sünden
keinen guten Zweck verbinden,
sondern, wenn die Kosten kommen,
fühlet er sich angstbeklommen.
Dieserhalb besonders scheut
er die fromme Geistlichkeit,
denn ihm sagt ein stilles Grauen:
das sind Leute, welche trauen.

So ein böser Mensch verbleibt
lieber gänzlich unbeweibt.
Ohne einen hochgeschätzten
tugendsamen Vorgesetzten
irrt er in der Welt umher,
hat kein reines Hemde mehr.
Wird am Ende krumm und faltig,
grimmig, greulich, ungestaltig,
bis ihn denn bei Nacht und Tag
gar kein Mädchen leiden mag.
Onkel heißt er günstigen Falles,
aber dieses ist auch alles.

Oh wie anders ist der Gute!
Er erlegt mit frischem Mute
die gesetzlichen Gebühren,
lässt sich redlich kopulieren,
tut im Stillen hocherfreut
das, was seine Schuldigkeit.
Steht dann eines Morgens da
als ein Vater und Papa
und ist froh aus Herzensgrund,
dass er dies so gut gekunnt.

Autor: Wilhelm Busch

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