Ostermorgen
Die Lerche stieg am Ostermorgen
Autor: Emanuel Geibel
empor ins klarste Luftgebiet
und schmettert` hoch im Blau verborgen
ein freudig Auferstehungslied.
Und wie sie schmetterte, da klangen
es tausend Stimmen nach im Feld:
Wach auf, das Alte ist vergangen,
wach auf, du froh verjüngte Welt!
Wacht auf und rauscht durchs Tal,
ihr Bronnen,
und lobt den Herrn mit frohem Schall!
Wacht auf im Frühlingsglanz der Sonnen,
ihr grünen Halm und Läuber all!
Ihr Veilchen in den Waldesgründen,
ihr Primeln weiß, ihr Blüten rot,
ihr sollt es alle mit verkünden:
Die Lieb ist stärker als der Tod.
Wacht auf, ihr trägen Menschenherzen,
die ihr im Winterschlafe säumt,
in dumpfen Lüften, dumpfen Schmerzen
ein gottentfremdet Dasein träumt..
Die Kraft des Herrn weht durch die Lande
wie Jugendhauch, o laßt sie ein!
Zerreißt wie Simson eure Bande,
und wie die Adler sollt ihr sein.
Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnen
gebrochen an den Gräbern steht,
ihr trüben Augen, die vor Tränen
ihr nicht des Frühlings Blüten seht,
ihr Grübler, die ihr fern verloren,
hier ist ein Wunder, nehmt es an!
Ihr sollt euch all des Heiles freuen,
das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen,
im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte,
jung wird das Alte fern und nah.
Der Odem Gottes sprengt die Grüfte -
wacht auf! Der Ostertag ist da.
Mehr Ostergedichte
- Ostern - Ferdinand von Saar
- Ostern - Richard Zoozmann
- Fröhliche Ostern - Kurt Tucholsky
- Ostern - Max von Schenkendorf
- Ostern - Johannes Proelß
- Ostern - Otto Baisch
- Ostern - Eduard Baltzer
- Ostern - Joseph von Eichendorff
- Ostern - Hanns von Gumppenberg
- An den Osterhasen - Viktor Blüthgen
- Henne oder Ei? - Eduard Mörike
- Ostern - Kurt Tucholsky
- Kinder, Kinder! Kommt herbei - August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
- Osterhas` - Friedrich Güll
- Osterhase - Hans Josef Rommerskirchen
- Aus dem Busch - Hans Josef Rommerskirchen
- Osterhas - Volksgut
- Armer Osterhas - Verena Schäfer
- Fridolin der Osterhase - Misasm