Herbstgedichte

Alles so schön bunt hier?! Wer den Herbst liebt, der liebt auch Herbstgedichte. Darin werden zum Beispiel das Blätterfallen, die abnehmende Sonnenkraft oder der November-Blues beschrieben. Wer eine Pollenallergie hat, der feiert den Herbst als Beginn der niesfreien Zeit: Endlich ist die Nase wieder frei. Und das geht ebenfalls mit einem treffenden Gedicht. Vielleicht haben Sie einen Freund, für den Sie mal ein solches Gedicht schreiben wollen? In Herbstgedichten mit traurigem Grundtenor wird ein wehmütiges Lied angestimmt: Die warme Jahreszeit ist vorüber. Die Tage werden kürzer – erst recht, wenn die Uhren von Sommerzeit auf Winterzeit umgestellt werden. Die bunten Baumkronen und die Blätter, die herunterfallen, sind ein Symbol für das Sterben der Natur. Vor allem in den Novembertagen sieht die Welt draußen grau und düster aus: Da bläst der eine oder andere Trübsal. Wieder anderen gefällt diese Herbststimmung total. Suchen Sie Herbstgedichte? Hier finden Sie eine Menge davon.

An den Herbst
O Herbst, du Zeit der Reife,
Wenn ich das Land durchstreife,
Auf dem im Sonnenschimmer
Dein sanfter Segen ruht,
Wie träumt' ich mich für immer
So mild, so froh, so gut!

Autor: Karl Mayer

Das ist der Herbst
Das ist der Herbst; die Blätter fliegen,
Durch nackte Zweige fährt der Wind;
Es schwankt das Schiff, die Segel schwellen -
Leb wohl, du reizend Schifferkind! --

Sie schaute mit den klaren Augen
Vom Bord des Schiffes unverwandt,
Und Grüße einer fremden Sprache
Schickte sie wieder und wieder ans Land.

Am Ufer standen wir und hielten
Den Segler mit den Augen fest -
Das ist der Herbst! wo alles Leben
Und alle Schönheit uns verläßt.

Autor: Theodor Storm

Der Herbst
Trinkt, trinkt, trinkt,
Trinkt, ihr unverdroßnen Brüder
Eures Lebens Sorgen nieder!
Singt, singt, singt,
Singt darunter frohe Lieder,
Trinkt darauf und singet wieder!

Reich, reich, reich,
Träufelt Seegen von Lyäen,
Von den weinbepflanzten Höhen!
Euch, euch, euch,
Lächelt er zukünftge Freuden,
Um die Götter euch beneiden.

Hört, hört, hört,
Hört der Winzer frohen Willen
Fässer her! wir müssen füllen.
Leert, leert, leert,
Leert dieß Faß mit tapfern Zügen,
Daß die Winzer Tonnen kriegen.

Autor: Christian Felix Weiße

Der Herbst
Den blauen Aether decket
Ein grauer Wolkenhimmel,
Und leichenbleiche Dünste
Ziehn, alle Augenblicke
In andere Gestalten
Sich launenhaft verwandelnd,
In mehr als einer Reihe
Auf höhrer Winde Flügeln
(Denn Ruhe herrscht auf Erden)
Vom Süden nach dem Norden.
In lauten Schaaren ziehen
Die wetterkund'gen Schwalben,
Die wolkenfrohen Lerchen,
Selbst ihr, o Nachtigallen,
In Eile nach dem Süden,
Dem Sommer nach, wie Diener
Dem reisenden Gebieter.
Das Wandern dieser Wolken
Vom Süden nach dem Norden,
Das Wandern dieser Vögel
Vom Norden nach dem Süden,
Sie künden uns den Herbst an.
Vorüber, ach! vorüber
Sind deine heitern Tage
Und tagehellen Nächte,
O freudenvoller Sommer!
Bald wird des Herbstes Odem
Die letzten Blumen tödten,
Mit grimmem Arme schüttelt
Das Laub er von den Bäumen,
Das Laub er von den Büschen!
Schon decken keine Heerden
Die Fluren mehr! Ihr traurig
Gebrüll ertönt aus düstern
Und kerkergleichen Ställen
Der Arme sieht mit Grauen
Den nicht mehr fernen Winter
Mit seinen Frösten nahen!

Autor: Elisabeth Kuhlmann

Der Herbst
Nun heben an zu klagen die Hügel, Tal und Feld,
Es bringt viel Missbehagen des rauhen Windes Kält',
Es fallen falbe Blätter
Und schweben in der Luft;
Denn Schnee und Winterwetter
Der Nordenstürmer ruft.

Die reifen Früchte fallen, wenn man sie nicht nimmt ab,
Die alten Menschen wallen hin zu dem alten Grab.
Das, was hat zugenommen
Bis auf gewisse Zeit,
Muss zu dem Ende kommen
In dieser Eitelkeit.

Wann wir die Äxte sehen den Bäumen angesetzt,
So ist es bald geschehen, dass er, dadurch verletzt,
Zu der entfärbten Erden
Sich neigend bricht und kracht,
Und muss er endlich werden
Dem Feuer zugebracht.

So müssen auch die alle, so sind ohn' gute Frucht,
Sich fürchten vor dem Falle, das ist die Menschensucht.
Und wie der Baum gefället,
So liegt er fort und fort;
Der Böse wird gestellet
Dort in den Jammerort.

So lasset uns bedenken bei dieser Herbsteszeit,
Wie alle Ding' erkranken und zu dem Tod bereit.
Dass wir noch länger leben,
Dass Alles nicht ist aus,
Hat Gottes Gnad' gegeben
Hier in dem Erdenhaus.

Autor: Georg Philipp Harsdörffer

Der Herbst
Viele Drachen stehen in dem Winde,
Tanzend in der weiten Lüfte Reich.
Kinder stehn im Feld in dünnen Kleidern,
Sommersprossig, und mit Stirnen bleich.

In dem Meer der goldnen Stoppeln segeln
Kleine Schiffe, weiß und leicht erbaut,
Und in Träumen seiner leichten Weite
Sinkt der Himmel wolkenüberblaut.

Weit gerückt in unbewegter Ruhe
Steht der Wald wie eine rote Stadt.
Und des Herbstes goldne Flaggen hängen
Von den höchsten Türmen schwer und matt.

Autor: Georg Heym

Der Herbst
Der Herbst ist da, schickt uns den Sturm
und macht die Blätter welk,
der Wald wird bunt, das sieht schön aus,
im Haus knackt das Gebälk.
Im Garten fällt das Laub herab,
wir lassen es stets liegen
und warten, bis die Blätter dann
zum Nachbarn rüberfliegen.

Man sieht ihn täglich Blätter fegen,
er gönnt sich keine Ruh’,
denn kaum hat er die Flächen frei,
weht alles wieder zu.
So sieht man ihn tagein, tagaus
mit Eifer Blätter harken.
Er locht und archiviert sie dann,
getrennt nach Art und Marken.

Der Igel läuft beim Nachbarn rum,
er sucht nach einem Hafen,
in dem er dann die Winterzeit
in Ruhe kann verschlafen.
Er sucht verzweifelt nach dem Laub,
das gestern hier gelegen
auf Beeten, Rasen, unterm Baum,
sogar auf allen Wegen.

In unserem Garten findet er
ganz hinten in der Ecke,
das, was er sucht, und kriecht hinein,
bis unter unsere Hecke.
Erleichtert legt er sich zur Ruh’,
senkt ab die Temperatur
des Körpers und den Herzschlag auch,
so will es die Natur.

Autor: Elke Abt

Der Herbst
Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.

Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen

Die Zweig' und Äste durch mit frohem Rauschen
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des hellen Bildes lebt
Als wie ein Bild, das goldne Pracht umschwebet.

Autor: Friedrich Hölderlin

Herbst
Rot wird das Laub am wilden Wein,
Die Luft geht schon so herbstlich kühl.
Das Eichhorn sagt: "Jetzt fahr' ich ein;
Schon lose wird die Nuß am Stiel,"

Dem Sperling geht's nicht schlecht, er speist
Den ganzen Tag, bald hier, bald dort.
Er sagt: "Die Schwalb' ist schon verreist.
Gut, daß sie fort! Gut, daß sie fort!"

Im Garten um den Rosenstrauch,
Da klingt ganz anders das Gered'.
Ein Blümchen spricht: "Merkt ihr's nicht auch?
Es wird so trüb, so still und öd.

Das Bienchen flog doch sonst so flink
Bei uns umher — wo ist es nun?
Weiß eines was vom Schmetterling?
Der hatt sonst hier so viel zu tun."

Ein zweites sagt: "Eh man's gedacht
Kommt schon die Nacht und weilt so lang,
Wie lieblich war doch einst die Nacht!
Nun ist sie gar unheimlich bang.

Wie muß man warten morgens früh,
Bis daß die Sonn guckt übern Zaun!
Ach, und ganz anders wärmte sie,
Als sie noch gern uns mochte schaun."

Ein drittes drauf: "Mir sinkt der Mut,
Der Morgentau, der ist so kalt!
Die spinne sagt: Es wird noch gut!
Ach, wenn's nur würd'! und würd's nur bald!

Nur einmal noch so, wie es war,
Nur ein paar sonn'ge Tage noch.
's wird nicht mehr viel — ich seh' es klar!
Und leben, leben möcht man doch!"

Autor: Johannes Trojan

Herbst
Einst sah die Nacht so sternenhell und mild
Auf Auen, voll von frischen Blumen, nieder.
Das war die Zeit, als noch im Lenzgefild
Erklangen laut der Nachtigallen Lieder.
Nun schaut die Nacht auf ein verödet‘ Land,
Auf eine Flur, des letzten Schmucks beraubt,
Und sie zerreißt ihr leuchtend‘ Sterngewand
Und hüllt in Wolkenschleier ein das Haupt.

Einst wehten Winde sommerlich und lau;
Vom fernen Westen kamen sie gezogen.
Da hat die Blumenlippe mit dem Tau
Den frischen Hauch der Lüfte eingesogen.
Doch wild aus Westen wehet heut‘ der Wind;
Kein Blumenkind des Sturmes Rauschen kühlt.
Nach seinem blassen, toten Blumenkind
Im welken Laub der Wind, der wilde, wühlt!

Autor: Friedrich Emil Rittershaus

Herbst
Nun sind in dunkler Herbstesnacht
die ersten Blätter leis gefallen,
versunken ist des Sommers Pracht,
verstummt das Lied der Nachtigallen.

Fühlst du, o Menschenherz, nicht auch,
wie kurz und traumhaft deine Tage,
wie bald auch dich ein Herbsteshauch
wie dürre Blätter grabwärts trage?

Der Lenz vergeht; nach kurzer Rast
wird frisches Grün zu welkem Laube,
so fällst du Mensch - der Erde Gast
bald der Vergänglichkeit zum Raube.

Autor: Marie Paschke-Diergarten

Herbst
Rings ein Verstummen, ein Entfärben:
Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,
Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;
Ich liebe dieses milde Sterben.

Von hinnen geht die stille Reise,
Die Zeit der Liebe ist verklungen,
Die Vögel haben ausgesungen,
Und dürre Blätter sinken leise.

Die Vögel zogen nach dem Süden,
Aus dem Verfall des Laubes tauchen
Die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,
Die Blätter fallen stets, die müden.

In dieses Waldes leisem Rauschen
Ist mir als hör’ ich Kunde wehen,
daß alles Sterben und Vergehen
Nur heimlich still vergnügtes Tauschen.

Autor: Nikolaus Lenau

Herbst
Gärtner, laß die Blätter liegen,
Die jetzt über die Erde rollen
Und die müde von der Reise
Sich zur Ruhe legen wollen.

Wie sie gelb und braun geworden-
Und der Reif an ihrem Rande-
Ruhn sie, tote Sommervögel,
Auf dem dunkelroten Sande.

Sieh, sie wollen deinem rauhen
Besen sich nur ungern fügen;
Du vermagst des Winters Nahen
Doch nicht recht hinwegzulügen.

Autor: Heinrich Lersch

Herbst
Astern blühen schon im Garten,
Schwächer trifft der Sonnenpfeil.
Blumen, die den Tod erwarten
Durch des Frostes Henkerbeil.

Brauner dunkelt längst die Heide,
Blätter zittern durch die Luft.
Und es liegen Wald und Weide
Unbewegt in blauem Duft.

Pfirsich an der Gartenmauer,
Kranich auf der Winterflucht.
Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
Welke Rosen, reife Frucht.

Autor: Detlev von Liliencron

Herbst
Zu Golde ward die Welt;
zu lange traf
der Sonne süsser Strahl
das Blatt, den Zweig.
Nun neig
dich, Welt, hinab
in Winterschlaf.

Bald sinkt's von droben dir
in flockigen Geweben
verschleiernd zu -
und bringt dir Ruh,
o Welt,
o dir, zu Gold geliebtes Leben,
Ruh.

Autor: Christian Morgenstern

Herbst
Der Herbst ist da mit seinen rauen Winden,
Er ist gekommen, eh du es gedacht.
Du sahst des Sommers zarte Blüten schwinden,
Sahst Blätter welken, fallen, über Nacht,
Und Alles ruft dir ernst und mahnend zu:
O Menschenkind, einst wirst auch scheiden du!

Sieh‘, wie der Sonne letzter matter Schimmer,
Ein falber Goldstrahl, durch die Wipfel floss,
Ist’s noch das mächt’ge Taggestirn, das vormals
Die heißen Flammenpfeile niederschoss?
Wie Abschiedsgrüßen winkt ihr Strahl dir her:
Auch du wirst gehn, und Scheiden ist so schwer.

Auch du wirst scheiden – ob in Jugendprangen
Ob, wenn dein Haupt der Schnee des Alters bleicht –
Ob du auf Dornenpfaden bist gegangen,
Ob dir ein lichter Traum dein Dasein däucht –
Dir kommt der Herbst, wie heute der Natur,
Auch du wirst ruhen, wart ein Weilchen nur!

So wie die grünen Blätter sich entfärben,
Und erdenwärts im kalten Hauche wehn,
So wirst auch du einst altern, welken, sterben –
Und friedlich schlummern bis zum Auferstehn.
Bis licht in deinen tiefen Schlummer fällt
Ein Frühlingsstrahl, der nicht von dieser Welt.

Autor: Ida von Conring

Herbst
Es ist nun der Herbst gekommen,
Hat das schöne Sommerkleid
Von den Feldern weggenommen
Und die Blätter ausgestreut,
Vor dem bösen Winterwinde
Deckt er warm und sachte zu
Mit dem bunten Laub die Gründe,
Die schon müde gehn zur Ruh.

Durch die Felder sieht man fahren
Eine wunderschöne Frau,
Und von ihren langen Haaren
Goldne Fäden auf der Au
Spinnet sie und singt im Gehen:
Eia, meine Blümelein,
Nicht nach andern immer sehen,
Eia, schlafet, schlafet ein.

Und die Vöglein hoch in Lüften
Über blaue Berg und Seen
Ziehn zur Ferne nach den Klüften,
Wo die hohen Zedern stehn,
Wo mit ihren goldnen Schwingen
Auf des Benedeiten Gruft
Engel Hosianna singen
Nächtens durch die stille Luft.

Autor: Joseph von Eichendorff

Herbst
Im sanften Ernst kommt er einhergeschritten,
Der Herbst mit reichen, langbegehrten Spenden,
Er teilt sie freudig aus mit vollen Händen,
Ein lieber, guter Gast, gar wohl gelitten.

In hochbeglückter, froher Menschen Mitten
Mag man ihn feiern, bis die Gaben enden,
Bis an den sonnenhellen Berggeländen
Der Winzer seine Trauben hat geschnitten.

Dann ist sie hin, die schöne, lichte Zeit;
Der Gabentempel der Natur verlieret
Den Reiz der bunten Mannigfaltigkeit.

Hinsinkt das Laub, das bunt den Baum noch zieret,
Und Wald und Flur deckt bald ein graues Kleid,
Das, ach, so sehr mit Schwermut harmonieret.

Autor: Karl Frohme

Herbst
Wieder streut der Herbst ins Land
Seinen gold’nen Blätterregen,
Will das sommermüde Haupt
Nun zum Schlafen niederlegen.

Sterbend noch zum letzten Mal
Blümlein ihre Düfte hauchen;
Wo die Ähre einst geschwankt,
Hirtenfeuer einsam rauchen.

Leise ohne Jubelton
Wandervögel südwärts schweifen,
Noch mit weichem Flügelkuss
Zärtlich ihre Nester streifen.

Ach, das Scheiden der Natur
Mit dem Atemzug, dem kühlen,
Kann das Aug‘ nicht deutlich sehn,
Nur die Seele kann es fühlen.

Und so geht es auch mit uns –
Sind verrauscht des Sommers Lieder,
Ausgeglüht die Lebenslust –
Legt man still uns alle nieder.

Ob im Wettergraus und Not
Sonnenschein und Freuden gingen,
Leise unter Gottes Hand
Unsre Seelen dann verklingen.

Autor: Johanna Ambrosius

Herbst
Die Sonne steht nicht mehr so hoch am Himmel,
und auch im Garten das Gewimmel
von Schmetterlingen,Käfern, Fliegen,
kommt ganz allmählich zum Erliegen.
Ja selbst die Meisen, Amseln, Finken,
in leichte Lethargie versinken.
Die Bätter werden braun gegerbst.
Den Igel frierts, denn es ist Herbst!

Autor: Wilfried Mutz

Herbst im Fluß
Der Strom trug das ins Wasser gestreute
Laub der Bäume fort. -
Ich dachte an alte Leute,
Die auswandern ohne ein Klagewort.

Die Blätter treiben und trudeln,
Gewendet von Winden und Strudeln
Gefügig, und sinken dann still. - -

Wie jeder, der Großes erlebte,
Als er an Größerem bebte,
Schließlich tief ausruhen will.

Autor: Joachim Ringelnatz

Herbst.
Still schreit’ ich dahin über raschelnde Blätter
durch die dunkle Schwermut der herbstlichen Flur,
es zittert der Tau auf sterbenden Blüten
wie eine heimliche Tränenspur...

Von fern tönt ein Lied - verlorene Klänge
einer klagenden Handharmonika,
seltsam - da ist mir’s, als riefe mich jemand,
als hört’ ich dich rufen, als wärst du mir nah...

Die weinenden Blüten schauern in Winde,
die Schatten sinken, der Regen rauscht -
und immer leiser die klagende Stimme -
meine müde, einsame Seele lauscht...

Autor: Leon Vandersee

Herbsttage
Von Westen bringt zum Wochenende
Tief Kalle Sturm und Regen mit,
dann spüren wir die Wetterwende.
Recht herbstlich wird es, so ein Shit!

Die Tage, Wochen ohne Regen
mit Hitze bis zu 40 Grad,
die kamen manch einem gelegen.
Das alles jetzt ein Ende hat.

Die Bäume werfen ihre Blätter
jetzt ab, es sammelt sich das Laub.
Seit Tagen ändert sich das Wetter,
verschwunden ist der Straßenstaub.

Dunkle Wolken sieht man zieh'n,
oft fällt aus ihnen Regen.
Zugvögel jetzt nach Süden flieh'n
auf eingeübten Wegen.

Der Sommer sich zum Ende neigt,
des Tages helle Stunden
sind, wenn sich jetzt der Herbst uns zeigt,
mit einem Mal verschwunden.

Autor: Bernhard Dinges

Im Herbst
Vorbei der Rosen Prangen,
Die Blätter flattern im Wind,
Die Rosen auf Deinen Wangen
Verwelkten, Du bleiches Kind,
Gebrochen die Lilien stehen,
Du bist geknickt wie sie;
Alles will schlafen gehen,
Geh' schlafen auch Du, Marie!

Der Sommer ist geschieden,
Der Winter ihn jäh vertrieb,
Und nimmer bleibt Glück und Frieden
Zurück bei verrath'ner Lieb';
Ob auch die Stürme verwehen,
Dir kehrt der Frühling nie:
Alles will schlafen gehen,
Geh' schlafen auch Du, Marie!

Autor: Albert Traeger

Im Herbst
Nun prangt das Feld mit goldnen Garben,
Der Fruchtbaum hat sich tief gebückt
Und mit des Jahres dunklern Farben
Die Flur noch einmal sich geschmückt.

Doch schauern kalt die Abendwinde,
Die Tonne ward so krank und blaß;
Und leise zittert von der Linde
Das welke Laub ins welke Gras.

Ich ahne schon des Winters Tosen
Und gäbe gern, so karg ich bin,
Für eine Handvoll Frühlingsrosen
Des Herbstes ganzen Reichtum hin.

Autor: Friedrich Wilhelm Weber

Im Herbst
Es glänzen roth die Waldeshügel;
Der schöne Sommer ging zur Ruh.
Der Vogel regt die leichten Flügel
Und fliegt dem fernen Frühling zu.

Ich seh' sie ziehn die schnellen Schaaren
Am klaren Himmel südenwärts -
So möchte wohl von dannen fahren,
Wenn es betrogen ward, das Herz.

So möcht' es fliehn zum fernen Garten,
Wo Glück und Liebe wieder blühn -
Nun aber muß es ruhig warten,
Bis ihm die Rosen wieder glühn.

Autor: Heinrich Seidel

Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.

Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Sie ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewußt bestimmte Ziel.

Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.

Autor: Wilhelm Busch

Im Herbst
Grüner Wald, grüner Wald,
Ach, so mußt du sterben!
Leiser rauscht der Felsenbach —
Vöglein stiegt der Sonne nach -
Grüner Wald, grüner Wald
Wirst Dich bald verfärben!

Grüner Wald, grüner Wald,
Laß uns würdig scheiden —
Hast verdient viel heißen Dank,
Hast geheilt manch' Herze krank
Grüner Wald, grüner Wald,
Tröster aller Leiden!

Grüner Wald, grüner Wald,
Nimm den Gruß der Liebe —
Hast gewährt im Schatten kühl
Süßen Traum auf moosgem Pfühl
Grüner Wald, grüner Wald,
Hort der süßen Triebe!

Grüner Wald, grüner Wald,
Kommt der Frühling wieder,
Singen mit den Vögelein
Wir auch gleich zu Ehren dein,
Grüner Wald, grüner Wald,
Unsre Jubellieder!

Autor: Ludwig Bowitsch

Im Herbst.
Niedrig schleicht blaß hin die entnervte Sonne,
Herbstlich goldgelb färbt sich das Laub, es trauert
Rings das Feld schon nackt und die Nebel ziehen
Über die Stoppeln.

Sieh, der Herbst schleicht her und der arge Winter
Schleicht dem Herbst bald nach, es erstarrt das Leben;
Ja, das Jahr wird alt, wie ich alt mich fühle
Selber geworden!

Gute, schreckhaft siehst du mich an, erschrick nicht;
Sieh, das Haupthaar weiß, und des Auges Sehkraft
Abgestumpft; warm schlägt in der Brust das Herz zwar,
Aber es friert mich!

Naht der Unhold, laß mich ins Auge ihm scharf sehn:
Wahrlich, Furcht nicht flößt er mir ein, er komme,
Nicht bewußtlos rafft er mich hin, ich will ihn
Sehen und kennen.

Laß den Wermutstrank mich, den letzten, schlürfen,
Nicht ein Leichnam längst, ein vergeßner, schleichen,
Wo ich markvoll einst in den Boden Spuren
Habe getreten.

Ach! ein Blutstrahl quillt aus dem lieben Herzen:
Fasse Mut, bleib stark; es vernarbt die Wunde,
Rein und liebwert hegst du mein Bild im Herzen
Nimmer vergänglich.

Autor: Adelbert von Chamisso

November - Nebel
Der November-Morgen ist kalt und rau.
Verbirgt die Stadt im hellen silbergrau.
Nebel kriecht durch Straßenecken,
versucht das Licht zu verstecken.

Er schleicht über Stadt, Feld, Flur und Fluss,
wie ein Fliehender, der von seiner Liebsten scheiden muss.
Aus der Mitte des dunklen Wolkenkranzes entspringt ein Sonnenstrahl.
Des Herbstes letzer Atemzug, sagt Adieu, noch ein letztes mal. .

Ein nasser kühler Wind durch die kählen Äste weht.
Ein vergessenes Blatt im Raigen um sich selber dreht.
Ein Zweig mit einem zarten Rose, sah ich trotzig stehn.
Sie rief zum Wind: „ ich bleibe hier, und werd nicht gehn!“

Eingeholt ist all die Ernte und Saat,
noch bevor der klate Winter naht.
In den Scheunen lagern Heu und Pflug,
Vorrat für Katze, Maus und Federvieh, genug.

Vögel ziehen ihre weiten Kreise,
sammeln sich zur großen Reise.
Fischer steuern heimwärts, holen ihre Netze ein.
wollen in kalten Nächten bei ihren Familien sein.

Der Bootsmann fährt unbeirrt den sicheren Heimathafen an.
Er holt die Segel ein und sichert es vor dem Klabautermann.
Die Krähe vom Baume den Winter an-kreicht,
Das Wasser dem frostigen Eise die Hände reicht.

Des Tages-Zeit schnell vergeht, in früher Dunkelheit.
Die Natur setzt sich zur Ruh, in wohl tuender Müdigkeit.
Kinder, singend von Sankt Martin durch die Straßen ziehn,
Ihr Licht erinnert uns, an die Armen, die vor der Kälte fliehn.

Zehre von des Jahres Erinnerung und Fülle,
komm zur besinnlichen Ruh und Stille.
Zünde eine Kerze an, trinke ein Glas erlesenen Reben,
lese von Weisen, die in Worte fassten, unser welten Leben.

In die Ferneschweifend, erinnere ich mich an alle Lieben,
die im Himmelreich und nicht auf Erden blieben.
Alles wird irgendwann ein Ende haben, nichts ewig besteht,
damit Neues beginnen kann und die Welt sich weiter dreht.

Lass die vergangenen Tage vor den Augen vorüber ziehn.
Mit Aufgang der Morgenröte, auf den Wolken der Zukunft entfliehn.
Ich folge dem Leuchten eines Sternes. Er Zeigt ein Kind neuer Zeit.
Auf diesem Weg erwartet uns Hoffnung, Segen und Fröhlichkeit.

Autor: Roswitha Selle

Novemberblues
Ich bin traurig und das find ich dumm
Was kann ich nur dagegen tun?
Es ist der Novemberblues
Der viele Regen
Es ist traurig mein Leben.
Es gibt Hoffnung auf Besserung
Die Weihnachtszeit ist ja voll Licht.
Und es kann mich trösten
Oder auch nicht....

Autor: Margret Koopmann

Schöner Herbst
Das ist ein sündhaft blauer Tag!
Die Luft ist klar und kalt und windig,
weiß Gott: ein Vormittag, so find ich,
wie man ihn oft erleben mag.

Das ist ein sündhaft blauer Tag!
Jetzt schlägt das Meer mit voller Welle
gewiß an eben diese Stelle,
wo dunnemals der Kurgast lag.

Ich hocke in der großen Stadt:
und siehe, durchs Mansardenfenster
bedräuen mich die Luftgespenster ...
Und ich bin müde, satt und matt.

Dumpf stöhnend lieg ich auf dem Bett.
Am Strand wär es im Herbst viel schöner
Ein Stimmungsbild, zwei Fölljetöner
und eine alte Operett!

Wenn ich nun aber nicht mehr mag!
Schon kratzt die Feder auf dem Bogen,
das Geld hat manches schon verbogen ...
Das ist ein sündhaft blauer Tag!

Autor: Kurt Tucholsky

September
Schon fallen Blätter
auf das Jahr
Der Sommer geht
auf leisen Sohlen
und mit ihm geht
was Hoffnung war

Autor: Ute Windisch-Hofmann

Spätsommerlicht
1+Seiten füll' ich,
tausend Seiten,
schwarz auf weiss
zum Herbstbaum hin.

Im Licht des
späten Sommers
erscheinen mir
die Farben klarer.

Von ihnen möcht' ich
noch berichten
und von den
herbstbaumgleichen.

Autor: Markus P. Baumeler

Hinweis:

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