traurige Gedichte

Selten gleicht das Leben einer Bilderbuchwelt. Traurige Gedichte spiegeln das wider. Ein trauriges Ereignis ist es immer, wenn jemand stirbt, den man sehr mochte, den man liebte. Das ist ein Abschied für ewig. Abschiede anderer Art können zudem in traurigen Gedichten vorkommen – allen voran das Ende einer Liebesbeziehung. Dafür werden oft Metaphern, also Bildervergleiche, aus der Natur verwendet: Mit dem Frühling fing alles an, mit dem Winter ist alles vorbei. Suchen Sie nach Zeilen wegen eines traurigen Anlasses? Dann ist es gut, dass Sie auf diese Seite gestoßen sind: Auf ihr finden Sie zahlreiche traurige Gedichte. Wollen Sie sie in Ihrem Blog oder in einem sozialen Netzwerk veröffentlichen? Tipp: In dem Fall könnte es clever sein, mal in den eigenen Bilder-Ordnern zu gucken, ob darin das eine oder andere Foto liegt, das prima zu den traurigen Zeilen passen könnte.

Abschied
Wenn die Schwalben heimwärts zieh'n,
wenn die Rosen nicht mehr blüh'n,
wenn der Nachtigall Gesang
mit der Nachtigall verklang.
Fragt das Herz in bangem Schmerz:
“Ob ich Euch wohl wieder seh'?” -
Scheiden, ach Scheiden tut weh!“

Wenn die Schwäne südwärts ziehn,
dorthin, wo Orangen blüh'n,
wenn das Abendrot versinkt,
durch die grünen Wipfel blinkt.
Fragt das Herz in bangem Schmerz:
“Ob ich Euch auch wieder seh'?
Scheiden, ach Scheiden tut weh!”

Armes Herz, was klagest Du!
Ach Du gehst auch einst zur Ruh!
Was auf Erden, - muss vergeh'n,
gibt es dort ein Wiedersehn?
Fragt das Herz im bangen Schmerz: -
“Tut auch hier das Scheiden weh?
Glaub', dass ich Dich wiederseh.”

Autor: Karl Herloßsohn

Abschiedsgruß an meine jüngste Tochter
Viel’ Worte konnt’ ich sagen
Zum Abschied nicht, mein Kind:
Mein Herz war voll von Weinen,
Der Wagen fuhr geschwind.

Doch Grüße kann ich senden,
Dir über Berg und Tal;
Gott segne’und behüte
Mein Kind viel tausendmal!

Er lass dich in der Ferne
In seinen Wegen gehn,
Lass dich als reine Blüte
In seinem Garten stehn!

Und denk an jedem Abend,
Bei jedem Morgenschein,
Dass Eltern für dich beten
Daheim im Kämmerlein.

Gott möge dich beschützen
Mit treuem Vaterblick,
Und dich im Segen führen
Zur Heimat einst zurück!

Autor: Ottilie Wildermuth

Am Grabe der Mutter
Noch liegt der Friedhof da im Morgentraum,
Ein Finkenlied nur tönt vom Lindenbaum,
Noch sind die Gräber rings vom Frühtau naß,
Grüngoldene Lichter huschen durch das Gras.

Das ist die Zeit, da sitz' ich gern allein
Bei dir, mein süßes, süßes Mütterlein!
Da weil' ich vor des Tages rauem Gang
Bei dir noch eine Viertelstunde lang.

Die Nachbarin spricht immer auf mich ein,
Wenn ich dich liebte, sollt' ich fröhlich sein!
Du littest so! Nun gehst du schmerzbefreit
Durch lauter Schönheit, lauter Seligkeit! -

Ach ja, ich weiß, du wirst im Himmelsschein
Gewiß die Holdeste von allen sein,
Und haben dich die Engel erst erkannt,
Sie gehen wohl nicht mehr von deiner Hand!

Ich will ja auch nicht stören deine Ruh',
Ich lächle dir ja unter Tränen zu. -
Wenn's hier nur nicht so öd', so öde wär'! -
Ach, ohne Mutter, Mütterlein, ist's schwer!

Autor: Frieda Jung

Am Grabe meiner Tochter
Du ruhst in meinem Herzen,
Wo magst du stiller ruhn?
Ein Grab, von tausend Schmerzen
Behütet, deckt dich nun;

Ein Schlummerbett, bereitet
In Tränen, Klag' und Not,
Aus Allem was da scheidet
Das Leben von dem Tod.

Zu Füßen weiße Rosen,
Ein Myrtenreis im Haar,
Und auf dem makellosen
Herzen ein Lilienpaar, —

Ein Kreuz und eine Schale,
Ein ew'ges Licht dazu,
Schmücken als Totenmale
Die Stätte deiner Ruh.

Das Kreuz will ich erfassen
Als meinen Wanderstab,
Den trag' ich still, gelassen
Bis an mein eignes Grab.

Die Lampe will ich nähren
Mit meiner Liebe Brand;
Die Schale sei von Zähren
Gefüllt bis an den Rand.

So ruhst du mir im Herzen,
Das nimmer dich vermisst,
Weil du mit tausend Schmerzen
Ihm auferstanden bist.

Autor: Georg Scheurlin

Am Sterbebett der Mutter
Nun ist's so weit!
Mein Wachen, Sorgen, Beten
Hat nur das dunkle Ziel verrückt.
Du kamst so gern zu mir auf meine Bitte,
Trotz schwerer Leiden warst Du so beglückt.

Nun ist's so weit!
Fünf Wochen könnt' ich bannen
Durch Kraft der Liebe, Umsicht und Geduld
Den klaren Geist, wenn auch in welker Hülle,
Das Mutterherz so voll von Himmelshuld.

Nun ist's so weit!
Der Schlaf ist eingetreten,
Der kalte Schlaf! Nicht Puls nicht Atem mehr
Qual ohne Rettung ließ für's Ende beten. —
O Mütterlein, wie war Dein Gang so schwer!

Nun ist's vorbei!
Ich habe nichts als Thränen!
In Armut wurd'st Du und in Arbeit alt.
Nur geben wollt'st Du, schämtest Dich, zu nehmen,
Und nichts als Segen hat Dein Mund gelallt.
's ist nicht vorbei!

Nimm, Erde, nur das Deine!
Du mußt mir lassen, was nie irdisch war!
O Mutterliebe! meine Brust Dein Tempel!
Mein ewig dankend Herz ist Dein Altar!

's ist nie vorbei!
Und dennoch, dennoch weine
Ich immer fort und such' im Dichten Ruh'.
Und ach wie tot sind alle diese Worte!
O Mutterruf, wie selig machtest Du!

Autor: Leo Sachse

Angst
Bin ich bei Bewusstsein,
So vertreibe ich sie allein.
Doch schließ ich meine Augen
Wird es mir die Seele rauben.
Kann nicht fassen
was alles geschah
Kann nicht fassen
wie hilflos ich war.
So schließ ich meine Augen wird es mir die Seele rauben.

Mein Atem geht schnell,
wie unerbittliche Wellen.
Der Alptraum mag nicht enden
wird er mich verblenden?
Mein Schrei hallt laut
von Ängsten erbaut.
Und ich ertrinke...

Autor: JH unknow

Apokalypse
Trümmerfelder, wo einst das Leben pulsierte.
Eisenträger ragen wie Stachel gen Himmel.
Ein Meer aus Schutt und Asche überdeckt weite Flächen.
Kein Kinderlachen befreit von der erdrückenden Stille.
Selbst die Vögel liegen mit geschlossenen Augen im Staub.
Die Schnäbel weit geöffnet, qualvoll verreckt am angstvollen Schrei.
Wie zum Spott ignoriert der Wind die bleierne Ruhe.
Treibt bunte Zeitungsfetzen verspielt vor sich her.
Bedeutungslose Zeugnisse vergangener Tage.
Wer wagt schon angesichts der persönlichen Apokalypse,
die Frage zu stellen, nach dem Ende des Grauens?
So rasch keimt keine Hoffnung für ein Leben danach.
Von Gram gebeugt, nähert sich eine Männergestalt.
Er sah das Unheil aus der Ferne auf die Seinen stürzen.
Nun fühlt er sich schuldig, nicht mit ihnen gestorben zu sein.
Als das Unheil sich anbahnte spielte er für Fremde zum Tanz.
Zu groß ist sein Leid, dass selbst sein Klagen verstummt ist.Aus leeren Augen kann keine Träne mehr rinnen.
In Lethargie verharrt er, seine Geige presst er an sich.
Als wäre sie der Schlüssel zum gestrigen Leben.
Im Herzen bewahrt er, friedliche Bilder vom Morgen.
Nur langsam dringt das Geschehene in sein Bewusstsein.
Noch wehrt er sich, die Realität zu begreifen.
Türen, die er sucht, bleiben für immer verschwunden.
Verzweifelt stützt er sich auf den Rest einer Mauer.
Wie in Trance legt er seine Geige auf die Schulter.
Ist sie doch das Einzige, was ihm noch blieb.
Aufs kühle Holz presst er behutsam das bärtige Kinn.
Greift nach dem Bogen mit zitternder Hand.
Mit dem Spiel will er alles Unheil verdrängen.
Vergeblich sucht er nach der befreienden Melodie.
Aber die Lieder sind aus seinem Kopf verschwunden.
Wahllos reiht er deshalb Töne aneinander,
traktiert den Bogen, der über die Saiten springt.
Zuerst tobt er wütend, kraftvoll und laut.
Will damit den hämmernden Schmerz überdecken.
Die Geige beginnt qualvoll zu winseln und schluchzen.
Ein Aufschrei der Verzweiflung!
Er spielt wie besessen, um sich zu berauschen.
Die Disharmonie durchdringt klagend die Luft.
Nur langsam ist er fähig, das ganze Leid zu erfassen,
Bricht in Tränen aus und sinkt kraftlos zusammen.
Da legt sich eine kleine Hand auf seinem Arm.
Durch das verstaubte Hemd dringt menschliche Wärme.
Er hebt den Blick und schaut in zwei ängstliche Augen.
In ein Gesicht, am Morgen noch kindlich und rein, jetzt um Jahre gealtert.
Nie wieder kann er zum fröhlichen Tanze spielen, unbefangen und wild.
Nie wieder will er die Resonanzen spüren.
Kann es nicht mehr ertragen, wenn sie sein Herz berühren.
Irgendwann, so denkt er, lässt das Leid alle Geige verstummen.
Der Staub wird sie erdrücken, erdrücken wie sein Herz.
Er erhebt sich vom Boden.
Legt das Instrument zur Seite, wie sein gestriges Leben.
Drückt die kleine hilflose Hand tröstend an sich.
Was ist schon eine Geige gegen dieses Kind?

Autor: Veronika Kowoll

Auf mein früh gestorbenes Kind
Wir sahn entzückt aus unsrer Liebe Feuer
Sich zwischen uns ein Flämmchen rein erheben
In des geliebten süßen Kindes leben;
Und uns begann des höchsten Glückes Feier!

Die Flamme glänzte uns zu täglich neuer
Und süßrer Freude, und mit frohem Beben
Vereinten wir des Herzens liebstes Streben,
Zu pflegen was uns über alles theuer.

Da kam mit schwerem Tritt der Tod gegangen;
Die Flamme, die so herrlich uns geleuchtet,
Die tischte er zu unserm tiefsten Beben.

Nun scheinet kalt und dunkel uns das Leben,
Mit Thränen ist Gesicht und Aug' befeuchtet;
Wir stehn erschüttert, tief vom Schmerz befangen.

Schon wehm wieder Frühlingslüfte lind,
Und Veilchen lassen süßen Duft entschweben,
Mit jungem Gras und Laube spielt der Wind,
Auch hör' ich Nachtigall ihr Lied erheben.

So viel auch Wesen und Gewüchse sind,
Es dränget alles sich zum Licht und Leben;
Nur welken mußte, ach, mein zartes Kind,
Es sollte keinen Frühling je erleben!

Nicht Frühlingsluft, nicht Veilchen, Nachtigallen,
Und was noch sonst der Frühling Süßes bringt,
Nichts davon sollte in dein leben fallen,

Da dich so früh das dunkle Grab verschlingt!
Und mir, die ich in Schmerz um dich vergehe,
Blüht nichts im Frühling als mein tiefes Wehe!

Autor: Rosa Maria Assing

Das Schwein
Ich habe es heut' laufen sehen
Diese rosane Kreatur

Und nun wird es die Qualen spüren
Werde es zum Schlachthof führen

Das Blut es spritzt, das Schwein es schreit
Nun ist es für den Tod bereit

Es blutet aus und wird auch leiser
Die lauten Schreie werden heiser

Das Messer ich zur Seite leg
Die arme Kreatur aufheb

Das Fleisch ist mein, gehört nur mir
Ich bin der Mensch und du das Tier

Autor: Manuel Rott

Das tote Kind
Es hat den Garten sich zum Freund gemacht,
Dann welkten es und er im Herbste sacht,
Die Sonne ging, und es und er entschlief,
Gehüllt in eine Decke weiss und tief.

Jetzt ist der Garten unversehns erwacht,
Die Kleine schlummert fest in ihrer Nacht. -
"Wo steckst du?" summt es dort und summt es hier.
Der ganze Garten frägt nach ihr, nach ihr.

Die blaue Winde klettert schlank empor
Und blickt ins Haus: "Komm hinterm Schrank hervor!
Wo birgst du dich? Du tust dirs selbst zuleid!
Was hast du für ein neues Sommerkleid?"

Autor: Conrad Ferdinand Meyer

Der Sohn
Mutter, halte mich nicht,
Mutter, dein Streicheln tut weh,
Sieh durch mein Gesicht,
Wie ich glüh und vergeh.
Gib den letzten Kuss. Lass mich frei.
Schick mir Gebete nach.
Dass ich dein Leben zerbrach,
Mutter, verzeih.

Autor: Alfred Lichtenstein

der wie ausgewechselte Schmetterling
Früher war es so schön mit dir,
damals sprachst du noch mit mir.
Früher bliebst du noch vor mir stehen
und liest mich nicht so einfach davon gehen.
Früher habe ich deine Schönheit bewundert,
doch heute fällt's mir schwer.
Wenn ich heute in deine Augen sehe sind sie so rachsüchtigen und leer.
Früher bekam ich eine Umarmung von dir oder vielleicht auch einen Kuss.
Heute ist mein Leiden für dich wie ein Genuss.
Ach wie sehr habe ich das geliebt,
wenn du mit deinen Lippen an meiner Wange riebst.
Heute bist du sofort weg, wenn du mich siehst.
Als ob du Flügel hättest und davon fliegst.

Ich frag' mich manchmal, ob das hier alles wahr ist.
Das du mir nicht mehr so nah bist.
Das das alles klar ist.
Weil niemand mehr für mich da ist.

Autor: xeri

Die Kinder gehen durch den Wald
Die Kinder gehen durch den Wald
die Sonne scheint, doch es ist kalt.
Der Schulweg, der ist sehr beschwerlich
hier schlief das Straßenbauamt ehrlich.
Die Kinder aber geh`n mit Mut
doch sie sind ständig auf der Hut.
So geh`n sie froh des Wegs einher,
doch plötzlich sieht man sie nicht mehr.
Ein Loch hat beide glatt verschlungen
sie hatten vorher noch gesungen.
Nun sind sie tot, der Lehrer wartet
da er Unpünktlichkeit verachtet.

Die andern Kinder lernen fleißig,
es sind nun nicht mehr zweiunddreißig.
Zwei fehlen, ja das wisst ihr doch,
sie liegen ja in diesem Loch.

Die Mutter wartet schon zu Haus,
die Schule ist doch lange aus.
Was mag denn nur geschehen sein?
Nachsitzen, ja das wird es sein.
Sie setzt sich in den Sessel nieder
und trällert fröhlich Kinderlieder.

Der Vater auf der Arbeitsstelle
isst seine Brote auf die Schnelle.
Er hat sich früher frei genommen
nur um die Raupe zu bekommen.
Er hastet, denn es eilt ihn sehr,
ja was er vorhat, das ist schwer.
Schon lange will er zwischen Bäumen
den Schulweg seiner Kinder räumen.

Er fängt nun bei der Schule an,
glättet den Weg, so gut er kann.
Es gibt nun keine Löcher mehr
er lächelt, denn das freut ihn sehr.
Von nun an wird es in der Kinder Leben
nie mehr Gefahr auf dem Schulweg geben.

Autor: Siegfried Kühn

Die Mutter am Sarge des Kindes
Du weinst nicht mehr, du weintest schon genug,
Seit Deinen Gatten man zu Grabe trug.
Ernst ist das Leben, drum mit aller Kraft
Hast Du für Dich und für Dein Kind geschafft.

Die Sorge stahl der Wangen Rosenpracht,
Den sorgen sah Dich selbst die Mitternacht.
Du hast gekämpft, hast schweren Kampf gekämpft,
Und hast die Klagen immer noch gedämpft.

Du hattest ja noch Dein geliebtes Kind!
Ein Blick von ihm, die Sorge floh geschwind!
Wenn’s „Mutter“ rief, wenn’s still Dich angelacht,
Dann hat die Liebe selig Dich gemacht.

„Des Vaters Augen hat mein kleiner Sohn!“
Wie riefst Du das so oft mit frohem Ton.
Das ist das Aug‘, so sonnenklar und traut,
Aus dem mich einst ein Himmel angeschaut!

Und sind die Blumen alle denn verdorrt?
Es lebt die Lieb‘ in diesem Auge fort.
Ja, lässt das Alter einst das Haupt ergrau’n,
So wird dies Auge segnend auch mich schau’n!“ –

O Gott, der Tod ist herzlos immerdar!
Er brach auch dieses holde Augenpaar.
O, eine falsche Göttin ist die Welt,
Die viel verspricht und, ach, so wenig hält!

Es brach die Hand, die alle Blumen bricht,
Vom Liebeslenze das Vergissmeinnicht.
All‘ Deine Freuden deckt das Leichentuch!
Du weinst nicht mehr; Du weintest schon genug.

Autor: Friedrich Emil Rittershaus

Dreiecksbeziehung
Der eine schweigt,
der andere trauert.
Der eine verblüfft,
der andere betrogen.
Der eine voller Hoffnung,
der andere ohne Ahnung.
Der eine voller Liebe,
der andere voll Vertrauen.

Der eine ihr Geliebter.
Der andere ihr Mann.
Sie ein Monster!

Autor: Oliver Schmidt

Dunkle Last
In manchen Zeiten
trägt mich die Liebe
hinunter zum Meer
brechen die Wellen
sehnsuchtsgetrieben
all mein Bestreben
gäb ich dafür her

In manchen Nächten
brennen mir Tränen
tiefe Löcher ins Herz
Schreie verstummen
schattengespenstisch
all das durchdringt mich
mit sterblichen Schmerz

Solch traurige Zeiten
webt meine Seele
unerwünschter Gast
muss ich ertrinken
vor deinen Augen
zieht mich ins Dunkle
die schwere Last

Autor: Marcel Strömer

Ein Licht geht nach dem andern aus
Ein Licht geht nach dem andern aus,
und immer dunkler wird das Haus.
Ich bin allein beim Lampenschein,
ein Leuchtturmgeist in all der Nacht,
der in dem Schlaf der andern wacht
und Angst hat, auf dem Meer zu sein.

Von fern und nah umflattern blass
der andern Liebe mich und Hass,
gelockt von meinem späten Licht;
ihr Stöhnen tönt mit Lust und Leid
in meine große Einsamkeit,
ihr Gram weht kühl um mein Gesicht.

Schon liegen sie, wie Tote tun,
als probten sie, im Grab zu ruhn,
und nur ihr Atem flackert sacht.
Ich fürchte dieses Schlafes Bann,
der mich für immer halten kann,
und bleibe wach in all der Nacht.

Für immer schloss vielleicht das Tor,
von dem der Schlüssel sich verlor,
bin ich vom Feind umstellt.
Verfallen ist mein Vaterhaus,
ein Licht geht nach dem andern aus,
und immer dunkler wird die Welt.

Autor: Max Herrmann-Neiße

Einem frühverstorbenen Kind
Ein einziges Lächeln, ein einziger Blick!
Sonst ließest du nichts zum Gedächtnis zurück,
Doch grub's unauslöschlich ins Herz mir sich ein
Und nimmer, mein Kindlein, vergesse ich dein!

Ein einziges Lächeln, ein einziger Blick,
Dann sankst du erblassend ins Kissen zurück;
Doch im strahlenden Blick und im lächelnden Mund
Thut eine unsterbliche Seele sich kund.

Ein einziges Lächeln, ein einziger Blick
War alle dein Anteil am irdischen Glück,
Doch brächt' ich mein Leben ins achtzigste Jahr,
Zuletzt ist's ein Traum, wie das deinige war!

Autor: Karl von Gerok

Einer Witwe am Grabe ihres Sohnes
Stiller ist's im Haus der Klage,
Nun das kranke Herz gebrochen,
Nun es mit dem letzten Schlage
Letztes Lebewohl gesprochen.
Jedes Auge blickt in Nacht,
Um den Frieden flehn die Seelen,
Um die kühlenden Juwelen,
Um der Tränen milde Macht.

Still ist's, — durch die öde Stätte
Zieht der bleiche Todesengel,
Dass er eine Krone bette,
Die er zögernd riss vom Stängel.
Wessen ist das teure Haupt?
Wes' die Frucht, die ernteschwere? —
Kalter Schnitter, welche Ähre
Hat dein Todesarm geraubt?

Eine Frucht? — Ach nimmer, nimmer!
Nenn' es eine Frühlingsblüte,
Einen Zweig, des holder Schimmer
Nach dem Ostermorgen glühte.
Und sein Ostermorgen kam.
Wollt ihr klagen, dass verloren
Was — in's ew'ge Licht geboren —
Früh den Weg des Lichtes nahm?

Treue Mutter, darfst du weinen
Um den Liebling deiner Schmerzen?
Nur das Leben trennt; es einen
Sich im Tod die milden Herzen.
Zu dem Vater hat der Sohn —
Geist zum Geiste — sich erschwungen;
Wenn die Harfe ausgeklungen,
Durch die Himmel zieht ihr Ton.

Ja zurück den theuern Erben
Hast dem Vater du gegeben;
Denn die Treue teilt im Sterben
Wie sie je getheilt im Leben.
Hier die Saat, die Ernte dort!
Du im Glauben, Er im Frieden!
Was die Liebe nie geschieden,
Trägt der Himmel ewig fort!

Autor: Georg Scheurlin

Es gegen Mich
stetig steigt des seins verzicht,
erpicht wächst sein tief innen
wollen; soll es sein? jedoch
bestach er sich selbst. schmerzen!
enden drum es ist absicht.

ausbruch! schnell und doch geschicht.
erbricht! jung er war. schonen;
schlafen; war der plan. dennoch
erstach ich ihn, voll tränen.
scheinen wird die tat; warnlicht.

ich habe verloren; er hat verloren.

Autor: Paul Eduard Koenig

Für sie gedacht
Der dunkle Mann
Mit eisernem Gewand
Das einst liebliche Gedicht
Dessen Schönheit war ein Gedicht
Verwelkt und eingegangen
Wer ihn sah, hat sich erhangen.

Die gute Frau
So zart wie Morgentau
Geht über Wiesen und Felder
Lässt erwachen Blumen und Wälder
Gab siehts Acht
Handelte mit Bedacht

Voll Neid und Zorn
Ein Plan wurd geborn'
Voll Hass und Zwietracht
Für sie gedacht
Schritte erklingen
Des Todes Flügel schwingen
Es wird einen geben,
Der wird sich über den anderen erheben

Die Tiere liebgewonnen,
Auch wenn die Hoffnung ist zerronnen,
Stehen an ihrer Seit.
Still erträgt sie ihr Leid.
Ihr Funke verblasst,
Vom Geliebten meistgehasst,
Und doch liebt sie ihn.
In guten wie in schlechten Zeiten hat er's verdient.

Leid nimmt die Freude!
Freude die, nimmt Leid!
Eins der Zorn verschwieg:
Die Liebe es nicht mehr gibt.
Tag für Tag,
Sitzt er am Grab.
Trauer ihn plagt,
Tag für Tag.

Autor: Anne

Gedanken zur Massenflucht
Weltweit verdienen auf Kosten der Armen,
grenzenlos ausbeuten ohne Erbarmen,
Globalisierung, das Zauberwort,
Gewinne machen an jedem Ort.

Doch wer muss letztlich den Preis bezahlen
und wird in diesem Getriebe zermahlen?
Die Massenflucht der letzten Zeit
hält uns die Antwort darauf bereit.

Das gierige Streben nach Einfluss und Macht
hat der Welt schon unzählige Kriege gebracht.
Dahinter stehen oft, nicht zu vergessen,
auch massive wirtschaftliche Interessen.

Und so regiert schon lange unsere Welt
ein gefährlicher Dämon namens GELD.
Er bringt Leid, Zerstörung und Verderben,
nimmt lachend in Kauf, dass Menschen sterben.

Doch jeder Mensch will eines: leben,
und genau das ist der Auslöser eben,
dass Tausende packen ihre Sachen
und sich auf die lange Reise machen.

Wer kann es einem liebenden Vater verdenken,
dass er seinem Kind ein besseres Leben will schenken?
Wer versteht nicht die Mutter, die flüchtet frustriert,
damit ihr Kind nicht vor Hunger elend krepiert?

Die Situation ist jedem seit langem bekannt,
doch wurden Hunger und Elend etwa gebannt?
Auf Hinsehen, gar helfen, hat man verzichtet,
stattdessen hohe Mauern und Zäune errichtet.

Die Augen zu verschließen, ist nie gut,
jetzt ist sie da, die große Flüchtlingsflut.
Sie haben nichts zu verlieren, alle die kommen,
man hat ihnen vorher schon alles genommen.

Ursachenbekämpfung, dieses Wort man oft hört,
ins Mikrofon es jeder Politiker täglich röhrt.
Wie er das tun will, er tunlichst verschweigt,
weil die Lösung seine Vorstellung übersteigt.

Dabei wär's so einfach, die Welt zu heilen,
wir müssten nur anfangen, fair zu teilen.
Globalisierung mit sozialem Hintergrund,
packt es an, dann wird diese Erde gesund!

Autor: Melitta Lohnes

Geisterstunde
Gedanken, schwarz, in tiefster Nacht,
verfolgten mich im Traum.
Zerrüttet bin ich aufgewacht
erholt bin ich wohl kaum.
Lasst ab von mir ihr Irrgestalten bringt mich heut um den Schlafe, komm nicht gut raus im Morgengraun,
mit Müdigkeit zur Strafe!
Lasst los mein Herz noch voller Zorn, lasst ab von meiner Trauer!
Seid ihr da, geht's los von vorn, das Süße wird schnell sauer.
Ein bisschen Schlaf nach all den Tagen hab ich mir verdient,
so lasst mich schlafen, Übeltäter, wie es sich geziemt.
Mein Herz muss einmal Ruhe finden wie auch meine Seele,
doch ihr Geschöpfe seht so gern, wie ewig ich mich quäle.
Irgendwann, das sag ich euch, hab ich meine Ruh,
ich schlafe ein und denk an nichts und ihr guckt dabei zu!

Autor: Christian Helmut Clemens

Hexenjagd
Du bist den Pakt mit dem Teufel eingegangen,
Ich will dich aus meinem Leben verbannen!
Fühl‘ du doch auch mal den Schmerz!
Du bist so kalt, wo ist dein Herz?
Um Hilfe hab‘ ich bei dir gefleht,
In mein Gesicht ein eisiger Wind mir weht.

Hexenjagd!
Du warst nicht da als ich dich brauchte,
Hexenjagd!
Du wolltest meine Hand nicht halten,
Hexenjagd!
Deine Stimme ist wie ein Dämon der fauchte,
Hexenjagd!
Ich war umgeben von düsteren Gestalten.

Ich war so wehrlos und allein,
Du warst so hässlich und gemein!
Du hast mich kontrolliert von Fuß bis Haar,
nicht mehr als ein Schatten ich von dir war.
Mein Kinderherz hast du kaputt gemacht,
und mir dabei fieß ins Gesicht gelacht.

Hexenjagd!
Du warst nicht da als ich dich brauchte,
Hexenjagd!
Du wolltest meine Hand nicht halten,
Hexenjagd!
Deine Stimme ist wie ein Dämon der fauchte,
Hexenjagd!

Ich war umgeben von düsteren Gestalten.
Jetzt sitz‘ ich hier in meinem Zimmer,
aus der Ferne höre ich noch dein Gewimmer.
Deinen Bann, den mach‘ ich nieder
Und singe wieder fröhlich meine Lieder!
Bleib du doch unter deinen Narren,
ich weiß nun ganz genau, zur Hölle wirst du fahren!

Hexenjagd!
Du warst nicht da als ich dich brauchte,
Hexenjagd!
Du wolltest meine Hand nicht halten,
Hexenjagd!
Deine Stimme ist wie ein Dämon der fauchte,
Hexenjagd!
Ich war umgeben von düsteren Gestalten.

Autor: Michael S.

Ich bete für dich, liebes Kind
Vor dein Bettchen sink‘ ich nieder,
Falt‘ mit dir die Hände mein;
Und du fragst mich immer wieder:
„Muß ich lange krank noch sein?“
- Still die Nacht, rings süßer Frieden;
Draußen nur bläst kalter Wind! –
Schließ‘ die Äuglein, deine müden,
Denn ich bet‘ für dich, mein Kind!

Noch ein Druck, ein Kuß: Bis morgen!
Und – nun schläft das kleine Herz;
Aber eine Welt voll Sorgen
Türmt sich auf zu meinem Schmerz. –
Auf die kleinen blassen Wangen
Starrt der tränenfeuchte Blick,
Und mein Herz, voll schwerem Bangen,
Schluchzt: „Mein Kind, mein Stolz, mein Glück!“

Hilflos falte ich die Hände,
Bete zu dir, großer Gott:
„Herr, von meinem Kinde wende
Alles Leiden, all Not!“
Aus den Augen flehend nieder
Mir die heiße Träne rinnt:
„Gib, o Herr, mein Glück mir wieder,
Und erhalte mir mein Kind!“

Autor: Heinrich Eggersglüß

Ich will ich sein
ich kann nicht schlafen
ich stehe am fenster
schaue hinaus
zwei einzelne sterne
die mich an mich erinnern
der eine hell
der andere dunkel
dicht beieinander
wie wir
du hell
ich dunkel
du bist meine bessere hälfte.
der himmel wird nach unten rot
rot säh ich auch gerne
ich möchte mich zerschneiden
bis nur noch fetzen von mir übrig sind
immer anders zu sein
nirgendwo dazugehören
nirgendwo reinpassen
mädchen aber junge
aber nicht ganz
reicht nicht
immer dazwischen
ich passe nicht rein
nirgendwo rein
wärst du mir böse
wenn ich einfach falle
will dass es aufhört
immer anders sein
ich habe das nie gewollt
will es nicht mehr
ich will tot sein
will gar nichts sein
will gar nicht sein
ich will nicht dazwischen sein
ich will ich sein
und ich bin nichts

Autor: Sophia Ehlers

Kaltes Herz
Starkes Organ,
ich verfalle deinem Wahn.

Dein Schlag,
100 000 Mal am Tag.

Du schlugst ganz tief,
während ich einsame Träume durchlief,

schlägst du unaufhörlich, massiv.

In des Mutters Brust,
schlägt das kalte Herz.
Als gäb es auf Erden kein Verlust
und auch kein Funken Schmerz.

Sieht dem Kind in dessen große Augen,
hungrige, gierige Augen,
wollen jegliche Zuwendung aufsaugen.
Voller Sehnsucht nach Vertrauen,
suchen sie ein Fundament um sich aufzubauen.

Doch sie wird nicht getroffen,
als wäre sie in des Kindes überschwänglicher Liebe nicht ersoffen.
Sie wird nicht berührt,
als wäre sie von unmenschlichen Wesen geführt.

Als truge sie Dämonen und Bitterkeit in sich,
die bisher jeglicher Form von Liebe entwich.

Des Kindes stummer Schrei bei Nacht,
als es fröstelnd von der Herzenskälte schreckhaft erwacht.
Das Kinderherz, es gibt und verlangt,
dabei um fehlende Berührung und Nähe bangt.

Wie werde ich erreichen?
Wie setze ich ein Zeichen,
dem kalten Herze zu entweichen?
Sodass es fähig ist, mir wieder etwas Wärme zu reichen.

Warum hast du dich in Kälte verlorn?
Weshalb werden all deine Blüten verdorrn?
Neue Knospen wurden gebor'n,
doch des fehlenden Herzens Begierde,
erlöscht dessen aufkeimende Wachstumszierde.

Kam nie ein Lob über schmale, blasse Lippen.
Kein austrinken lassen, nur ein wenig nippen.
Da war kein vor Freude ausflippen
und kein gewagter Sprung über des Kindes Angst- und Sehnsuchtsklippen.

Immer durstig, immer dürftig zurückgelassen.
Wie leere Pfandflaschen an Supermarktskassen.

Und des Kindes Schrei erlischt bei Zeiten.
Es flieht in ferne Weiten.
Geht auf Suche nach and'ren Anschlussmöglichkeiten.
Doch ewiglich still, wird Leere es begleiten.

Was du nicht hattest auf deinen frühen ersten Wegen,
das musst du dir jetzt selber geben.
Oder zumindest selbst, nach dessen Finden streben.

Zurück bleibt jedoch für immer eine Lücke,
wenn du Glück hast, tuts nur ein bisschen weh,
so wie der Stich einer Mücke.
Doch fehlen dir noch weitere Stücke
und um dich zu halten die nötige Krücke,
wird es dich zerbrechen.-
Dein eig'nes Herz kann dir keine Stärke und kein Halten mehr versprechen.

Doch der Frühling bringt uns neue Wärme.
Über den blauen, vom Sonnenlicht erstrahlten Himmel, ziehen wieder Vogelschwärme.
Um sich niederzulassen und zu paaren,
denn auch sie möchten nicht an Liebe sparen.

Und an den Bäumen wachsen wieder frische Knospen an neuen Zweigen.
Prächtige Blütenblätter werden aufsteigen,
dir die vollkommene Schönheit des Planeten zeigen.

Und du gehörst doch auch dazu,
doch mit dieser Wunde in dir, die offen bleibt,
kommst du noch nicht zur Seelenruh.
Sie blutet und schweigt,
über des eignen Leid.

Doch sieh dir all die Vögel an
und lausche deren melodischem Gesang.
Wie sie fliegen, singen
und sich verlieben.
Sei dir sicher, bald bist auch du dran.

Du kehrst Heim, auf Besuch.
Verschenkst Blumen, Kuchen und ein gutes Buch.
Auf einen neuen Versuch.
"Alles Gute zum Geburtstag,
bin gekommen, weil ich dich gerne mag."

Hast ihr lächelnd dein Geschenk und deine Hand gegeben.
Sie siehst dich an- ihr Blick ist ganz verlegen.
Wie sie da im Türrahmen steht,
mit ihrem kalt erstarrtem Herz in der Brust
und nicht versteht, um was es dir hier wirklich geht.

Autor: Tabita Borchert

Krieg
Das Baby macht die Augen zu,
dann schläft es tief und fest.
Die Eltern kommen auch zur Ruh,
weil das Kind sie ruhen lässt.

Das alte Mütterchen von gegenüber,
sitzt allein am Küchentisch;
sie hebt den Kopf und schaut herüber,
dann isst sie weiter ihren Fisch.

Und auf der Straße flackern Lichter,
ein junges Paar geht Hand in Hand.
Er ist hauptberuflich Dichter,
sie sprüht „Frieden“ an die Wand.

Vier alte Männer stehen da,
wo man sie jeden Abend trifft.
Die Nacht, der Himmel, sternenklar;
in einer Wohnung wird gekifft.

Doch durch die Stille dröhnt ein Pfeiffen.
Am dunklen Himmel, grelles Licht.
Ein Schweif zerteilt die Nacht in Streifen,
und nimmt den Menschen ihre Sicht.

Und plötzlich ist das Baby Waise.
Die alte Frau stirbt ganz allein.
Das Pärchen auf der letzten Reise.
Und einem Mann, dem fehlt ein Bein.

Ein Krieg beginnt und trifft auf Leben,
das eigentlich nur Frieden will.
Doch den wird’s vorerst wohl nicht geben,
ein Panzer naht, die Zeit steht still.

Autor: Zeilenkleister

Mauern
Wir gehen aneinander vorüber,
Jeder in sich und sein Schicksal gebannt
Wir schicken Gruß und Gebärde hinüber
und leben jeder in anderem Land...
Aber hinter Wällen und Mauern,
Die sich unsichtbar zwischen uns baun,
Lebt der einsamen Seelen Trauern
Und der verwirrten Geschöpfe Graun.
Suchender Sehnsucht trübe Funken
Schwirren über den Mauerrand
Aber schon hat sie die Nacht getrunken,
Ehe das Licht zum Ziele fand...
Und von der nächtlichen Schwermut Fächeln,
Von der Wehmut des jähen Verwehns
Bleibt nur der wissenden Seele Lächeln
Über den kurzen Trug des Verstehns.
Alles wähnt, im andern zu leben
Wenige küssen im Dunkeln sich sacht,
Wenn die Mauern klingend erbeben
Doch über allen brütet die Nacht.

Autor: Kurt Walter Goldschmidt

Mich will das Leben nicht verstehen
Mich will das Leben
Nicht verstehen
Nicht ohne dich
Und ohne Rausch

Es will einfach
Mal so vergehen
Es folgt gegen mich
Ein kleiner Tausch

Autor: Martin Otto

Neid
Er schaut dich an,
Dieser Fremde.
Jedes Mal, Hiebe
In meine Seele.

Er berührt dich,
Dieser Fremde.
Jedes Mal, Tränen
In meinem Gesicht.

Er lacht mit dir,
Dieser Fremde.
Jedes Mal, Gram
In meinen Gedanken.

Du liebst ihn,
diesen Fremden?
Jedes Mal, fühle
ich schmerzen.

Er ist dein,
Dieser Fremde?
Jedes Mal, sterbe
ich für uns.

Autor: Oliver Schmidt

Nie mehr
Das hab ich nie mehr gewollt
um das Telefon streichen am Fenster stehn
keinen Schritt aus dem Haus gehn Gespenster sehn
Das hab ich nie mehr gewollt

Das hab ich nie mehr gewollt
Briefe die triefen schreiben zerreißen
mich linksseitig quälen bis zu den Nägeln
Das hab ich nie mehr gewollt

Das hab ich nie mehr gewollt
Soll dich der Teufel holen.
Herbringen. Schnell.
Mehr hab ich das nie gewollt.

Autor: Ulla Hahn

Offenbarung
So lange habe ich sie leiden sehen,
So lange brennt ihr Schmerz in meiner Brust
Und gierig trank ich selbst mit frommer Lust
Das Gift aus ihrer Wunden tiefen Wehen.
Zu allen Mächten drang mein kindisch Flehen,
Mir war in meiner Unschuld nicht bewußt,
Daß mit der Freiheit traurigem Verlust
Der Schönheit alle Mächte untergehen.
Sie sieht mein Leiden, spricht mit hohen Blicken
O wehe! Was ich Sinkende berühre
Ich fest umklammernd in den Abgrund führe.
Da sprach ich kühn: mit schmerzlichem Entzücken
Will ich an Deinem Grabe untergehen,
Will ich an Deiner Wiege auferstehen.

Autor: Clemens Brentano

Schattenleben
ich sitze
in einem zug
stationen rauschen
vorbei
schatten des lebens
kaum fassbar
durch
beschlagene fensterscheiben
die mich
isolieren
wie ein feld im nebel
verschwimmt
alles
ich fühle
nichts
nichts
als
leere

Autor: Carolin Zweiniger

Schmerz
Ganz allein, keine Lust noch länger da zu sein
der Kopf leer und trotzdem voll
Im Innern brodelt der Groll
Dunkle Schatten tanzen um mich,
versetzen mir nen weitren Stich
Hab ein Messer in der Hand,
Blut klebt an der Wand.

Das Blut von mir, es war wie ne Gier,
konnte nicht aufhörn mich zu schneiden,
den seelischen Schmerz zu vertreiben
Doch wieder kams nicht so weit,
kein Toter weit und breit

Komisch hast du mich genannt,
nur optisch wurd ich anerkannt
Hab das alles langsam satt,
seh die Welt nur noch matt
alles umgeben von dunklen Schwaden,
ich kann es nicht mehr lang ertragen
Nur eins will ich noch fragen,
wirst du den schwarzen Anzug an meiner Beerdigung tragen?

Autor: Valérie H.

Sehnsucht
Ich gehe durch diesen Park,
hoffe, ich bleibe diesesmal stark.
Plötzlich bleibe ich stehen.
Denke: “Wie lange haben wir uns nicht gesehen?“
Lese deinen Namen, auf diesem kalten Stein.
Wünsche mir, wir könnten immer noch zusammen sein.
Immer stärker wird mein sehnen,
es fallen heimlich meine Tränen.

v.m.

Autor: Mario Mulik

So bricht das Herz
So bricht das Herz, so muß ich ewig weinen,
So tret' ich wankend auf die neue Bahn,
Und in dem ersten Schritte schon erscheinen
Die Hoffnungen, der Lohn ein leerer Wahn.
Mit Pflichten soll ich Liebe binden,
Die Liebe von der Pflicht getrennt;
Und frohe Kränze soll ich winden,
Die keine Blume kennt.
Der erste Blick muß schon in Tränen schwimmen,
Mir gegenüber steht das stille Haus,
Der Orgelton schwillt bang um helle Stimmen,
Die blassen Kerzen löschen einsam aus.
Ihr Stimmlein kann ich nicht erlauschen,
In Gottes Hand erlosch ihr Licht,
Und aus der schlanken Pappeln Rauschen
Die stumme Freundin spricht.

Autor: Clemens Brentano

Über die Heide
Über die Heide hallet mein Schritt
dumpf aus der Erde wandert es mit.
Herbst ist gekommen,
Frühling ist weit.
Gab es denn einmal seelige Zeit ?
Brauende Nebel geistern umher.
Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.
Wär ich nur hier nicht gegangen im Ai!
Leben und Liebe, wie flog es vorbei!

Autor: Theodor Storm

Verlorene Freundschaft
Es war der Streit der uns zetrennt hat,
es war das Schlimmste dass ich jemals tat.
Ich dachte das wir haben Vertrauen genug,
doch das war alles nur betrug.
Zersprungen sind wir wie Scherben,
am liebsten würde ich daran sterben.
Sie zerren mich schon so sehr, schon fast lächerlich,
Die ausgesprochenen Worte: Ich liebe dich.

Es war davor schon alles viel zu spät,
wir mussten blicken in die realität.
Solange haben wir uns schon entfernt,
wir haben viel zu spät daraus gelernt.
Jeden Tag immer das gleiche,
das war das schlimmsten in diesen Bereichen.
Wir stritten und vertrugen uns immer wieder,
wir waren wie der Refrain bei schlimmen Lieder.
Hätten wir gewusst das unsere Freundschaft daran wirklich zerbricht,
Wären wir vorsichtiger gewesen wie mit der Sonne und dem Licht.

Doch nun ist alles viel zu spät,
und inzwischen,dass wir uns nicht mehr sehen, wurde zur normalität.
Es ist dir egal wie ich darüber denke,
und wie viel aufmerksamkeit ich dir schenke.
Es ist vorbei,es ist hinüber,
und in zehn Jahren weine ich immer noch darüber.
Und glaub mir könnte ich die Zeit zurückdrehen,
würde ich das lassen niemals geschehen.
Wir wurden von den Besten Freunden zu schlimmen Fremde,
doch unser Blick der spricht Bände.
Denken an die Zeit von früher das tun wir noch,
doch vergessen wollen wir uns dennoch.
Vieleicht ist das nicht die beste Zeit,
um zu sagen es tut mir leid!

Autor: Anonym

Verlornes Glück
Wir liebten uns und konnten scheiden,
Wie's oft so gehet in der Welt.
Wer trug die Schuld wohl von uns Beiden?
Ich glaub', wir haben beid' gefehlt.

Ich konnt' das rechte Wort nicht finden,
Das zur Versöhnung führt so bald.
Du mochtest nicht dein Herz ergründen
Und wandtest ab dich stolz und kalt.

Da fiel ein Reif auf unsre Herzen,
Als sie das Heiligste verneint.
Und unter tausend heißen Schmerzen
Hab' ich nachher darum geweint.

Ich hab' umsonst gestrebt nach Frieden,
Mein Herz ist müd', mein Auge brennt.
Einst hat uns kind'scher Trotz geschieden,
Heut giebts ein And'res, das uns trennt.

Was helfen mir der Reue Thränen
Und Leid um mein verlornes Glück?
Umsonst! Mir bringt kein heißes Sehnen
Der Jugend Paradies zurück.

Nur manchmal, wenn mir naht der Schlummer,
Grüßt mich im Traum die alte Zeit,
Schwelg' ich, enthoben jedem Kummer,
In seliger Vergangenheit.

Autor: Stine Andresen

Wahre Liebe?
Ich glaubte an Liebe, die es nie gab,
dachte sie gefunden als ich Sie sah,
doch wie’s ist im Leben, es spiegelt Dein Geist,
nur Bilder die Du sehen willst und das noch ganz dreist.
Du glaubst Deinem Geist, ohne zu denken,
und lässt Dich nur von den Gefühlen lenken.
Noch bevor Du erwachst aus Deinem Traum,
bist Du allein und glaubst es kaum,
dass Du Dich getäuscht hast in Ihrem Schein,
das kann sicher nicht die wahre Liebe ein.
Durch die Erfahrung hast Du’s kapiert;
Glaube nicht alles, was Dein Geist Dir hofiert.
Du kannst es Dir wünschen und viel dafür geben,
doch die wahre Liebe, gibt’s selten im Leben.
Den Glauben verloren, Dass es die Liebe gibt,
fristest Dein Leben, zu Tode betrübt.

Autor: Peter Kämmler

Zum Abschied meiner Tochter
Der Herbstwind schüttelt die Linde,
Wie geht die Welt so geschwinde!
Halte dein Kindelein warm.
Der Sommer ist hingefahren,
Da wir zusammen waren –
Ach, die sich lieben, wie arm!

Wie arm, die sich lieben und scheiden!
Das haben erfahren wir beiden,
Mir graut vor dem stillen Haus.
Dein Tüchlein läßt du noch wehen,
Ich kann’s vor Tränen kaum sehen,
Schau still in die Gasse hinaus.

Die Gassen schauen nochnächtlich,
Es rasselt der Wagen bedächtig –
Nun plötzlich rascher der Trott
Durchs Tor in die Stille der Felder,
Da grüßen so mutig die Wälder,
Lieb Töchterlein, fahre mit Gott!

Autor: Joseph von Eichendorff

Hinweis:

Wir sind stets auf der Suche nach neuen Gedichten und dabei auf die Mithilfe unserer fleißigen Besucher angewiesen, die uns eifrig dabei helfen, unser Sammelsurium weiter zu komplettieren. Sollten auch Sie noch Gedichte kennen, die auf unserer Seite bislang fehlen, würden wir uns sehr über einen Eintrag der Werke freuen. Klicken Sie dazu einfach auf den folgenden Button. Gedicht eintragen

Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Käufen.