Alte Freundschaft

Da ist die liebe Schwalbe wieder,
Sie blieb uns fast zu lange aus;
Sie zwitschert ihre alten Lieder
Und zieht ins alte, kleine Haus.

Sie trägt den Frack, den schwarzen, alten,
Den sie im vor'gen Jahre trug;
Die Weste hat sie gut gehalten,
Sie ist noch weiß und rein genug.

Wer weiß, was alles sie getrieben,
Seit sie gereist ins ferne Land,
Doch ist die alte sie geblieben,
Die Sonne hat sie nicht verbrannt.

Drum hab' ich sie auch auf der Stelle
Erkannt am Frack und am Gesicht.
Mein Schwälbchen komm, flieg nicht so schnelle,
Du thust, als kenntest du mich nicht.

Nicht wahr, ich bin recht groß geworden,
Seit wir uns sah'n zum letztenmal,
Seit fort du zogst nach fernen Orten
Weit über Meer und Berg und Thal.

Komm nur, wir sind ja doch die Alten
Und bleiben's auch in diesem Jahr;
Wir wollen gute Freundschaft halten,
So wie's im vor'gen Sommer war.

Autor: Georg Christian Dieffenbach

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