Herbst

Einst sah die Nacht so sternenhell und mild
Auf Auen, voll von frischen Blumen, nieder.
Das war die Zeit, als noch im Lenzgefild
Erklangen laut der Nachtigallen Lieder.
Nun schaut die Nacht auf ein verödet‘ Land,
Auf eine Flur, des letzten Schmucks beraubt,
Und sie zerreißt ihr leuchtend‘ Sterngewand
Und hüllt in Wolkenschleier ein das Haupt.

Einst wehten Winde sommerlich und lau;
Vom fernen Westen kamen sie gezogen.
Da hat die Blumenlippe mit dem Tau
Den frischen Hauch der Lüfte eingesogen.
Doch wild aus Westen wehet heut‘ der Wind;
Kein Blumenkind des Sturmes Rauschen kühlt.
Nach seinem blassen, toten Blumenkind
Im welken Laub der Wind, der wilde, wühlt!

Autor: Friedrich Emil Rittershaus

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