Nehmen wir mal an

Nehmen wir mal an,
dass keiner von uns sprechen kann;
wir verstehen nur den Duft,
den wir verbreiten in der Atemluft.
Seinen Duft kann man verändern,
geradeso, wie man sich fühlt.
Wer nett ist, richt nach Rosen,
der andere, als ob er in der Scheiße wühlt
Wer was erzählen will,
der komponiert den Duft von fremden Orten,
wo es nach Orchideen und süßen Trauben richt.
Doch wer Tabakrauch nur kennt und Autogase,
der versteht den Sinn von dieser Sprache nicht.

Nehmen wir mal an,
dass keiner von uns hören kann.
Wir kennen nur noch die Tat;
Und vorgemacht wird jeder gute Rat.
Wer geliebt sein will, muss Gutes tun;
Leere Worte gibt’s nicht mehr,
die Schwätzer können sich ausruhn.
Und wer sich Ruhm erwerben will,
der sucht Freude zu bereiten,
den schwachen Menschen rings um ihn her.
Doch wer nur sich selber liebt, und sonst niemand,
dem fällt dies zu tun ganz besonders schwer.

Nehmen wir mal an,
dass keiner von uns sehen kann.
Wir ertasten uns die Welt,
und Tasten jeder für das Schönste hält.
Glatte Flächen, runde Formen
und seidenweich ein Kuschelfell.
Der eine versteht das Leben,
der andere hat Angst vor Gebell.
Und wer die Finsternis durchschauen will,
der lernt genau zu hören,
und der ist meistens auch ganz still.
Doch wer Stereo-Baßgedröhn nur kennt und Lärmen,
der weiß nicht, was ich mit diesen Versen will.

Autor: EEE

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