Trauer

Auf den alten lieben Witthoh
Lenkt' ich wieder meine Schritte,
Dieses Mal mit schwerem Herzen
Und mit tiefer, tiefer Trauer,
Denn sie hatten, ach, im Märzen
Mir mein Töchterlein begraben!
Drosselsang und Lerchentriller
Grüßt' ich sonst mit lautem Jubel,
Heute aber war's, als sängen
Alle Vöglein Trauerlieder,
Und die ersten Frühlingsblümchen,
Anemonen nemorosa,
Osterglocken, blaue Veilchen
Ließen, so hat mir's geschienen,
Alle ihre Köpfchen hängen,
Und es kam mir der Gedanke:
Mehr sieht man oft mit dem Herzen
Als mit Augen sich die Welt an: -
Liegt im Herzen Winterschwermut,
Sieht es draußen keinen Frühling;
Liegt im Herzen Freud und Lenzlust,
Sieht es draußen keinen Winter.

Also lenkt' ich meine Schritte
Wieder auf den lieben Witthoh
Und mit großer Wehmut pflückte
Ich die ersten Anemonen,
Meines Kindes liebste Blumen,
Und ich band drei zarte Sträußchen;
Eines legt' ich auf den Hügel
Meines kleinen holden Engels
Und die beiden andern will ich
Nun als Trauergruß versenden.
Grüßet, grüßet, erste Boten
Nahen Frühlings, grüßet freundlich
Meine lieben, treuen Freunde.
Alles, was ich möchte sagen,
Meines Herzens Not und Plagen,
Sollet ihr zu ihnen tragen,
Leise, leise schmerzlich klagen!

Autor: Paul Cornel

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